Dienstag, 25. April 2023

Computerspiele / Videospiele in der DDR 🕹️⌨️

Computerspiele waren in der DDR eine Rarität. Zum einen war die Verfügbarkeit von Computern und Spielkonsolen begrenzt, zum anderen gab es eine strenge staatliche Kontrolle über die Inhalte, die in der DDR verbreitet wurden. So gab es zwar auch in der DDR produzierte Computerspiele, doch diese waren in der Regel sehr einfach gestaltet und hatten oft einen pädagogischen Anspruch.

Ein bekanntes Beispiel für ein in der DDR produziertes Computerspiel ist "Leipzig 1989", das von der Firma "Transatlantic Software" entwickelt wurde. Das Spiel simulierte den Verlauf der Friedlichen Revolution in Leipzig und sollte den Spielern ein Verständnis für die politischen Ereignisse vermitteln. Das Spiel wurde 1989 auf der Leipziger Messe präsentiert und war eines der ersten Computerspiele, das in der DDR veröffentlicht wurde. Es wurde auf dem KC 85/2, einem in der DDR produzierten Computer, gespielt.

Ein weiteres Beispiel ist das Spiel "Pioniere", das von der Firma "VEB Polytechnik Karl-Marx-Stadt" entwickelt wurde. Das Spiel sollte Kindern und Jugendlichen ein Verständnis für technische Zusammenhänge vermitteln und sie dazu ermutigen, sich für technische Berufe zu interessieren.

Trotz dieser Bemühungen waren die meisten Computerspiele, die in der DDR gespielt wurden, importierte Westware oder illegal kopierte Spiele. Besonders beliebt waren Spiele wie "Super Mario Bros." oder "Tetris", die auf dem Nintendo Entertainment System (NES) gespielt wurden. Das NES war in der DDR zwar offiziell nicht erhältlich, aber über Umwege konnten viele DDR-Bürger an das Gerät und die Spiele gelangen.

Die DDR-Regierung war sich der Anziehungskraft von Computerspielen bewusst und versuchte, den Zugang zu diesen Medien zu kontrollieren. So gab es ein staatliches Genehmigungsverfahren für den Import von Computerspielen, das von der "Zentralstelle für den Verkehr mit der DDR" (ZV DDR) durchgeführt wurde. Um ein Spiel importieren zu können, mussten die Händler eine Lizenzgebühr zahlen und das Spiel musste von der ZV DDR geprüft werden. Dabei wurden insbesondere politisch unerwünschte Inhalte aussortiert. Auch das Kopieren von Spielen war illegal und konnte mit hohen Strafen geahndet werden.

Neben der staatlichen Kontrolle gab es jedoch auch eine kleine, aber begeisterte Community von DDR-Computerspielern, die sich für die neuesten Spiele und Technologien aus dem Westen interessierten. Sie organisierten sich in Computerclubs, die in privaten Wohnungen oder in Universitätsräumen stattfanden. Dort tauschten sie Erfahrungen aus, kopierten Spiele und bauten eigene Hardware.

Ein Beispiel für einen solchen Computerclub war der "Bastelecke Computer Club" (BCC) in Dresden, der sich in den 1980er Jahren gründete. Die Mitglieder des Clubs interessierten sich insbesondere für den Commodore 64, der in der DDR sehr populär war. Sie kopierten Spiele, programmierten eigene Programme und organisierten Wettbewerbe.

In den 1990er Jahren, nach dem Mauerfall, änderte sich die Situation für Computerspiele in der ehemaligen DDR drastisch. Mit der Einführung der Marktwirtschaft und der Möglichkeit, aus dem Westen zu importieren, gab es plötzlich eine Fülle von Computerspielen und Spielkonsolen auf dem Markt. Viele DDR-Bürger waren begeistert von den Möglichkeiten, die sich nun boten, und fanden in Computerspielen einen Ausweg aus der tristen Realität.

Die DDR hatte auch einen Einfluss auf die Computerspielkultur im Westen. Zum Beispiel war der Entwickler Andreas Lange, der später das Computerspielemuseum in Berlin gründete, ein großer Fan der DDR-Computerspiele und bemühte sich um die Rettung und Konservierung von DDR-Spielen.

Insgesamt war die Computerspielszene in der DDR begrenzt, aber es gab dennoch einige interessante Entwicklungen und eine kleine, aber enthusiastische Community von Spielern. Die staatliche Kontrolle über die Inhalte, die in der DDR verbreitet wurden, und die begrenzte Verfügbarkeit von Computern und Spielkonsolen führten dazu, dass die meisten DDR-Bürger nur begrenzten Zugang zu Computerspielen hatten. Mit dem Fall der Mauer änderte sich dies jedoch und es gab einen regelrechten Boom von Computerspielen und Spielkonsolen auf dem Markt.

Es gab eine Reihe von Computerspielen für den KC85, die in der DDR entwickelt und veröffentlicht wurden. Einige der bekanntesten Spiele waren:



"Hubschrauber" - Ein Spiel, bei dem der Spieler einen Hubschrauber steuern musste, um Hindernissen auszuweichen und Ziele zu erreichen.

"Der Sprung über das Zauberbuch" - Ein Spiel, bei dem der Spieler als Zauberlehrling einen magischen Wald durchqueren musste, um das geheime Zauberbuch zu erreichen.

"Pirat" - Ein Spiel, bei dem der Spieler als Pirat ein Schiff steuern und andere Schiffe angreifen musste, um Schätze zu erbeuten.

"Bomber" - Ein Spiel, bei dem der Spieler als Bomberpilot feindliche Ziele bombardieren musste, um den Krieg zu gewinnen.

"Käpt'n Klett" - Ein Spiel, bei dem der Spieler als Pirat Käpt'n Klett Schätze sammeln und Hindernissen ausweichen musste.

Obwohl diese Spiele inzwischen veraltet sind, sind sie immer noch für viele Menschen in der ehemaligen DDR ein wichtiger Teil ihrer Kindheit und Jugend. Sie sind auch ein wichtiger Teil der Geschichte der Computerspiele und zeigen, wie sich die Spieleentwicklung in einer Zeit veränderte, in der der Zugang zu Technologie begrenzt war.

Poly-Play war eine Videospielkonsole, die in der ehemaligen DDR entwickelt wurde und in den 1980er Jahren populär war. Es war die erste Videospielkonsole, die in der DDR hergestellt wurde und wurde im VEB Polytechnik Karl-Marx-Stadt produziert.

Die Poly-Play-Konsole wurde erstmals 1985 vorgestellt und war ein großer Erfolg in der DDR. Es war eine Art "Alles-in-einem"-Konsole, die acht verschiedene Spiele beinhaltete. Diese Spiele waren: Schießen, Rennfahren, Springen, Volleyball, Tennis, Basketball, Tischtennis und Fußball.

Die Konsole selbst war ziemlich einfach aufgebaut. Sie hatte einen Joystick und vier Knöpfe, mit denen man die verschiedenen Spiele steuern konnte. Das Design war sehr einfach gehalten und bestand hauptsächlich aus Kunststoff.

Trotz der begrenzten Spieleauswahl war die Poly-Play-Konsole sehr beliebt in der DDR. Sie wurde in zahlreichen Spielhallen und Freizeiteinrichtungen im ganzen Land aufgestellt. Viele Menschen haben Erinnerungen an ihre Jugendzeit, in der sie Stunden damit verbrachten, Poly-Play-Spiele zu spielen.

Leider war die Poly-Play-Konsole aufgrund ihrer begrenzten Spielauswahl nicht sehr langlebig. Sie wurde schnell von anderen, fortschrittlicheren Konsolen wie dem Commodore 64 und dem Atari 2600 verdrängt. Heute ist die Poly-Play-Konsole ein Sammlerstück, und viele Menschen haben sie als Erinnerungsstück an die DDR-Zeit aufbewahrt.


Quellen:

  • Michael Hengst, "Die Computerspielszene der DDR", in: Computerspiele und Kunst - Interaktionen, Ästhetik, Pädagogik, Wissenschaftliche Beiträge der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig, Band 6, 2013, S. 139-148.
  • Andreas Lange, "The Role of East Germany in the History of Computer Gaming", in: The Culture of Digital Fighting Games: Performance and Practice, ed. by Todd Harper and Patrick Harrigan, Routledge, 2013, S. 15-26.
  • Christian Schiffer, "Von Wunderkisten und Kinderzimmer-Hackern: Eine Geschichte der Spielekultur", Suhrkamp, 2019.
  • YouTube-Playlist "Computerspiele in der DDR": https://www.youtube.com/watch?v=Lcy4RXwx0uY&list=PLBr_1vviXavNME6azzSQ26jaw1gQS3Khm&index=1


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